Buße

Der Aufruf zur Buße und Umkehr ist ein wesentliches Element der Praxis und Verkündigung Jesu. In Jesus begegnen die Menschen einem menschenfreundlichen und vergebungsbereiten Gott. Die Antwort des Menschen ist seine persönliche Zuwendung zu Gott und zugleich seine Abkehr von der Sünde.

Der Aufruf Jesu ist eine Einladung zum Heil-Sein des Menschen und der bedingungslosen Annahme von Gottes Gnadenangebot.

In einem langen Prozess der Kirchengeschichte entwickelte sich die Bußpraxis von einem einmaligen Vollzug zu einem immer stärkeren Kontrollinstrument. Unzählige Vorschriften und Übertretungen verlangten von den Gläubigen durch richterliche Gottesvertreter freigesprochen zu werden: In der frühen Kirche wurde einer/m Getauften nur einmal gewährt wieder in die Gemeinschaft aufgenommen zu werden. War diese/r durch schwere Schuld (Glaubensabfall, Mord Unzucht) aus der eucharistischen Gemeinschaft ausgeschlossen, so musste er Gebete, Fasten und Almosen verrichten um auf Fürbitte der Gemeinde und durch die Handauflegung des Bischofs rehabilitiert zu werden.

Vom sechsten Jahrhundert an konnte ein Bußritual auch öfters vollzogen werden. Ab dem Mittelalter wurde ein persönliches Sündenbekenntnis vor dem Priester („Ohrenbeichte“) zur Pflicht.

Die altkatholische Kirche sieht sich in der Pflicht, im Auftrag Jesu zu handeln: „Jesus selbst ist die ausgestreckte Hand Gottes zu uns. Ist jemand eine `neue Schöpfung in Christus geworden´, das heißt, hat er oder sie in Taufe und Firmung die Annahme des Glaubens bewusst vollzogen und lebt er oder sie in der eucharistischen Gemeinschaft von Kirche und Gemeinde mit, so gilt als erster Schritt der Buße immer der direkte Weg:

"Jesus will nicht primär, dass wir `beichten gehen´, sondern dass wir uns miteinander versöhnen, dass wir teilen, dass wir Barmherzigkeit üben, dass wir Wort halten, dass wir Ehrfurcht vor dem Leben einüben.“ (Joachim Vobbe, Umgekehrt. Altkatholische Gedanken zum Bußsakrament)